Auf dieser Seite werden nur diejenigen Todesfälle der letzten Jahre (seit 2005) dargestellt, die auf das Handeln von deutschen Polizeibeamt*innen direkt zurückzuführen sind: von unterlassender Hilfeleistung über Totschlag bis hin zum rassistischen Mord durch Polizeibeamte.
Auch bei Todesfällen durch Polizeigewalt ist davon auszugehen, dass diese Darstellung nicht vollständig ist. Manche Fälle werden von der Polizei, wie etwa dieser Todesfall im Polizeigewahrsam in Hagen, komplett vertuscht worden sein.
Muslim H. (in Landshut mußmaßlich im Gewahrsam durch Polizei und Gefängnis-Personal getötet am … 05.14)
April 2014, Kempten: Frau stirbt nach Polizeigewahrsam in Fluss http://www.focus.de/regional/bayern/notfaelle-frau-wird-nach-polizeigewahrsam-tot-aus-fluss-geboren_id_3766405.html
Michael Eichfelder (in München mutmaßlich bei der Festnahme durch Polizei getötet am 17.03.2014)
Manuel F. (in Berlin am Alexanderplatz von der Polizei erschossen am 28.06.2013)
Mai 2013: 65jähriger stirbt im Berliner Polizeigewahrsam, betrunken: http://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/betrunkener-65-stirbt-in-polizeigewahrsam
*** (in Berlin in Polizeigewahrsam durch unterlassende Hilfeleistung gestorben oder getötet am 24.03.2013)
Oktober 2012: 44jähriger hilfloser Mann im Berliner Polizeigewahrsam gestorben: http://newsburger.de/44-jaehriger-stirbt-in-polizeigewahrsam-56978.html
Ousman Sey starb am 02.07.14 im Polizeigewahrsam in Dortmund, nachdem er vorher vergeblich versucht hatte, wegen Herzproblem ins Krankenhaus eingewiesen zu werden – statt dessen aber vorläufig festgenommen wurde. Aufgrund der offenbar liegenden Notwendigkeit angemessener medizinischer Betreuung ist von Tötung durch unterlassene Hilfeleistung durch die beteiligten Polizei-Beamt*innen, aus offenbar rassistischen Motiven, auszugehen.
Am 06.10.12 wurden Polizisten zu einem Einsatz im Wedding gerufen. Hier trafen sie auf offener Straße einen offenbar verwirrten Mann, Andre Conrad, der zwar mit einem Messer und einem Beil bewaffnet war, aber niemanden angegriffen hatte.
Ohne überhaupt abzuwarten, ob von dem Mann ein konkrete Gefahr ausging, wurde er von der Polizei, die mit vielen Beamten vor Ort war, auf brutale Weise angegriffen. Mit insgesamt 6 Schüssen aus Polizeiwaffen wurde er vermutlich bereits tödlich verletzt. Doch das reichte der Polizei noch nicht. Nachdem der Mann bereits hilflos auf dem Boden lag, wurde er von Polizisten zusammengetreten und geschlagen und mit Pfefferspray besprüht, schließlich noch ein Polizeihund auf ihn gehetzt. Andre Conrad starb an den direkten Folgen der tödlichen Polizeigewalt sechs Tage später, am 12.10.2012.
Andrea H. (in Berlin von Polizisten erschossen am 24.08.2011)
Am 24.08.11 wurde Andrea H. von Beamten einer Berliner Einsatzhundertschaft erschossen.
„Sie hatte Angst um ihr Leben, griff in Panik einen Polizisten an. Dessen Kollege drückte ab, schoss der psychisch kranken Frau eine Kugel in die Brust. Sie starb 30 Minuten später, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden nach kurzer Zeit eingestellt. Jetzt wirft der Universitäts-Kriminologe Thomas Feltes (60) der Polizei schwerwiegende Fehler vor. Er sagt: „Die Frau hätte nicht sterben dürfen!“
Klare Worte direkt nach dem Vorfall fand Bodo Pfalzgraf von der Deutschen Polizeigewerkschaft. Er sagte: „Wer Polizisten mit einem Messer angreift, muss damit rechnen, erschossen zu werden.“ Offenbar gilt das ohne jede Einschränkung auch für geistig verwirrte Menschen.
Christy Schwundeck (in Frankfurt von der Polizei erschossen am 19.05.2011)
Die aus Nigeria stammende Christy Schwundeck wird am im Alter von 39 Jahren auf dem Jobcenter in Frankfurt am Main von der Polizei erschossen. Christy Schwundeck waren zuvor ihr zustehende Leistungen vom Jobcenter verweigert worden. Zwar hatte die an Depressionen leidende Christy Schwundeck vor dem tödlichen Schuss einen Polizisten mit einem Messer verletzt, nach Aussage aller Zeugen lag jedoch absolut keine Notwehr-Situation vor, als Christy Schwundeck von der Polizei erschossen wurde. Die Ermittlungen gegen die Polizistin, die Christy Schwundeck erschossen hat, wurden ohne Gerichtsverfahren eingestellt.
Am Mittwoch, den 22.09.2010, ist ein 41jähriger, laut Polizei als Drogenkonsument bekannter Mann im Polizeigewahrsam in Duisburg gestorben. Die Polizei behauptet, Ursache des Todes sei eine Atemlähmung infolge Drogenkonsums gewesen. Der Tod des Mannes, dessen Name nicht bekannt ist, wirft jedoch viele Fragen auf: Die Darstellung der Polizei ist mit hoher Sicherheit falsch. Geht es „nur“ um unterlassene Hilfeleistung – oder sollte hier, wieder einmal, ein Todesfall durch direkte Polizeigewalt vertuscht worden sein?
Slieman Hamade (in Berlin durch die Polizei getötet am 28.02.2010)
Am 28.02.2010 wurde Slieman Hamade bei einem Polizeieinsatz in Berlin-Schöneberg tödlich verletzt. Die Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt.
Am frühen Morgen des 28.02.2010 alarmieren Slieman Hamades Eltern die Polizei. Sie wünschen sich Hilfe. Ihr Sohn kann nicht schlafen, die Musik der Nachbarn ist zu laut und er ist wütend. Seine Familie hat Angst, dass es Streit mit den Nachbarn gibt. Die Polizei kann Slieman Hamade nicht gegen seinen Willen mitnehmen. Als sein Vater sagt, Slieman könne nicht zu Hause bleiben, zerren ihn die Polizisten ins Treppenhaus und verletzen ihn beim Versuch der Fesselung. Er blutet im Gesicht. Ein Polizist versprüht Reizgas im gesamten Hausflur und schlägt Slieman Hamade brutal mit dem Schlagstock gegen die Beine. Das Gas ist überall, niemand kann die Wohnung verlassen, keiner kann helfen. Slieman Hamade schreit und schreit, aber plötzlich ist es still. Die anrückenden Sanitäter versuchen Slieman Hamade wiederzubeleben, aber er stirbt im Krankenhaus. Slieman Hamade wurde 32 Jahre alt.
Tennessee Eisenberg (in Regensburg von der Polizei erschossen am 30.04.2009)
Tenessee Eisenberg war ein 21-jähriger Student in Regensburg. Nachdem er in einer persönlichen Sinnkrise seinen Mitbewohner bedroht und Suizid angekündigt hatte, wurde er von den hinzukommenden Polizeibeamten mit 12 Schüssen umgebracht.
Die genauen Umstände des Todes von Tenessee Eisenberg konnten auch vor Gericht nicht geklärt werden – aufgrund der Lügen der beteiligten Polizeibeamten und des offensichtlichen Unwillens des Gerichts, den Fall wirklich aufzuklären. Wichtige Einzelheiten des Tatherganges wurden nicht vom Gericht geklärt, sondern erst durch ein privat in Auftrag gegebenes Gutachten der Angehören – eine deutliche Paralle zum Fall Oury Jalloh.
Lars R., Thüringen, gestorben unter Alkohol- und Drogeneinfluss, Januar 2009
http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/politik/detail/-/specific/Nach-Todesfall-neue-Regeln-fuer-Polizeigewahrsam-1031980407
Dennis J. (in Berlin erschossen durch einen Polizeibeamten am 31.12.2008)
In der Silvesternacht 2008 wurde der 26jährige unbewaffnete Kleinkriminelle Dennis J. in Schönfließ bei Berlin von einem Berliner Polizisten erschossen. Insgesamt wurden durch den Beamten acht Schüsse auf Dennis J. abgegeben, bereits der erste Schuss traf die Lunge und war tödlich. Die Aufklärung des Falles gestaltete sich schwierig, weil der Beamte, der Dennis J. getötet hatte, keinerlei Aussagen zum Tathergang machte und die beiden anderen Berliner Polizeibeamten, die vor Ort waren, nach allen Kräften logen.
Mitte 2010 wurde durch das zuständige Gericht festgestellt, dass der Polizist Dennis J. absichtlich erschossen und dass keinerlei Notwehrsituation vorgelegen hatte. Trotz dieser klaren Aussagen wurde der Polizeibeamte, der Dennis J. absichtlich getötet hat, zu einer kaum glaublich milden Strafe verurteilt: 2 Jahre auf Bewährung. Das Urteil rief große Bestürzung und Wut nicht nur bei den Angehörigen von Dennis J. hervor.
Adem Özdamar (in Hagen von der Polizei getötet am 17.02.2008)
Der offenbar sehr verängstigte 26-jährige Adem Özdamar hatte selbst die Polizei gerufen, weil er sich bedroht fühlte. Er wurde mit auf die Polizeiwache genommen, wurde dort unruhig und daraufhin, so die Schilderung der Polizeibeamt*innen, von insgesamt 11 Beamt*innen zu Boden gezwungen und in Bauchlage mit Kabelbindern gefesselt. In dieser Lage soll der junge Mann dann unvermittelt verstorben sein. Selbst als sein Tod bereits festgestellt war, habe es drei Minuten gedauert, bis die Kabelbinder zerschnitten und die Reanimation begonnen werden konnte.
Wenn die Darstellung der Polizei zutrifft, handelt es sich hier zumindest um Totschlag aus vermutlich rassistischen Motiven, da diese Form der Fesselung lebensgefährlich ist und dies den Polizisten auch bekannt hätte sein müssen.
*** (in Hagen von der Polizei getötet am 14.05.2007)
Bereits am 14.05.2007 starb ein 35jähriger Franzose in Polizeigewahrsam in Hagen, mißhandelt von Polizeibeamten, an Händen, Füßen und Kopf gefesselt. Polizei und Staatsanwaltschaft in Hagen ließen keinen einzigen Ton über diesen Vorfall an die Öffentlichkeit dringen – über ein Jahr lang. Bis heute ist die Identität des Toten nicht bekannt.
Da der Getötete schwarze Hautfarbe hatte, ist auch hier von einem rassistischen Tötungsdelikt durch die eingesetzten Polizeibeamten auszugehen. Da der Getötete offenbar keine näheren Angehörigen hatte, konnte der Todesfall in Polizeigewahrsam über einen längeren Zeitraum vertuscht werden. Obwohl der Staatsanwalt über ein Jahr nach dem Tod einräumte, dass die genauen Todesumstände nicht bekannt seien, waren alle Ermittlungen gegen die beteiligten Polizeibeamten bereits kurz nach dem Todesfall eingestellt worden.
Oury Jalloh (in Dessau mutmaßlich von der Polizei ermordet am 07.01.2005)
Oury Jalloh starb im Alter von 37 Jahren in einem Polizeirevier in Dessau, nachdem er wegen einer Nichtigkeit festgenommen war. Sein verbrannter Körper wurde gefesselt im Keller des Polizeirevieres entdeckt.
Während die beteiligten Polizeibeamten, die sich offenbar abgesprochen hatten und kollektiv die Unwahrheit sagten, vor Gericht behaupteten, Jalloh müsse trotz Fesselung die Matratze, auf der er lag, selbst angezündet haben, wird heute, fast 10 Jahre nach seinem Tod, immer deutlicher, dass die Version der Polizisten nicht stimmt. Es ist davon auszugehen, dass Oury Jalloh von Polizisten umgebracht wurde und diese dann seinen Körper verbrannten, um ihre Tat zu vertuschen.
Laye-Alama Condé wurde im Alter von 35 Jahren von Polizisten im Polizeigewahrsam im Rahmen eines sogenannten „Brechmitteleinsatzes“ getötet. Es ist davon auszugehen, dass die am Tod von Condé beteiligten Polizisten aufgrund der Tatsache, dass Condé schwarz war, aus rassistischen Gründen den Tod Condé verschuldeten.
Am 27.07.04 wurde Condé als möglicher Kleindealer festgenommen und einem sogenannten „Brechmitteleinsatz“ unterzogen. Alle Hinweise auf einen sich drastisch verschlechternden Zustand des Gefangenen während der zwangsweisen Brechmittelgabe wurden von den anwesenden Polizisten einschließlich des Polizeiarztes komplett ignoriert. Schließlich fiel der Gefangene aufgrund der direkten Folge des sogenannten „Brechmitteleinsatzes“ in ein Koma, aus dem er nicht mehr erwachte: Condé starb am 07. Januar 2005.