Am 28.02.2010 wurde Slieman Hamade bei einem Polizeieinsatz in Berlin-Schöneberg tödlich verletzt. Die Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt.
Am frühen Morgen des 28.02.2010 alarmieren Slieman Hamades Eltern die Polizei. Sie wünschen sich Hilfe. Ihr Sohn kann nicht schlafen, die Musik der Nachbarn ist zu laut und er ist wütend. Seine Familie hat Angst, dass es Streit mit den Nachbarn gibt. Die Polizei kann Slieman Hamade nicht gegen seinen Willen mitnehmen. Als sein Vater sagt, Slieman könne nicht zu Hause bleiben, zerren ihn die Polizisten ins Treppenhaus und verletzen ihn beim Versuch der Fesselung. Er blutet im Gesicht. Ein Polizist versprüht Reizgas im gesamten Hausflur und schlägt Slieman Hamade brutal mit dem Schlagstock gegen die Beine. Das Gas ist überall, niemand kann die Wohnung verlassen, keiner kann helfen. Slieman Hamade schreit und schreit, aber plötzlich ist es still. Die anrückenden Sanitäter versuchen Slieman Hamade wiederzubeleben, aber er stirbt im Krankenhaus. Slieman Hamade wurde 32 Jahre alt.
Bereits einige Monate nach dem Tod von Slieman Hamade, im April 2010, traf die Staatsanwaltschaft die Entscheidung, alle Ermittlungen gegen die am Tod von Slieman Hamade schuldigen Polizeibeamten einzustellen. “ „Todesursache war eine anaphylaktische Reaktion“, sagt Staatsanwaltschaftssprecher Martin Steltner. Der 32-jährige habe unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln mit einem allergischen Schock auf das Pfefferspray reagiert. Die damaligen Ermittlungen gegen die Polizisten wegen Körperverletzung im Amt mit Todesfolge wurden nach wenigen Wochen eingestellt: Die Schockreaktion von Slieman H. sei nicht vorhersehbar gewesen, ein Fehlverhalten der Beamten nicht zu erkennen“ (taz). Die angebliche „anaphylaktische Reaktion“ kann aber nicht die inneren Blutungen erklären, die laut Tagesspiegel bei der Obduktion als Todesursache festgestellt wurden.
Wie in fast allen anderen Fällen auch war es nur den unermüdlichen Bemühungen von Angehörigen und Freunden des von der Polizei Getöteten zu verdanken, dass die Ermittlungen im Februar 2011 wieder aufgenommen wurden – und keinesfalls der Staatsanwaltschaft, die wie in diesen Fällen eigentlich immer die Ermittlungen fast sofort wieder einstellte und nicht weiter gegen die am Tod von Slieman Hamade schuldigen Polizisten ermittelte.
Aber auch die neuen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die ja nur auf Druck der Angehörigen überhaupt aufgenommen worden waren, führten nicht zur Aufklärung dessen, was wirklich geschehen war. „Die Staatsanwaltschaft Berlin hat im Fall um den Tod eines 32-Jährigen vor über einem Jahr die Ermittlungen gegen Polizisten wegen Körperverletzung eingestellt. Dies bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Familie des Opfers Slieman Hamade kündigte an, ein Klageerzwingungsverfahren anzustrengen, wie es in einer Pressemitteilung eines Unterstützerkreises heißt.“ (Berliner Morgenpost vom 15. Juni 2011)
Ob das Klageerzwingungsverfahren gegen die Staatsanwaltschaft geführt worden ist, und falls ja mit welchem Ausgang, ist uns nicht bekannt.