Erneut wurde in Leipzig eine versteckte Videoanlage gefunden. Sie befand sich in einem leerstehenden Haus in der Gießerstraße 47 (Plagwitz), wo im ersten Obergeschoss eine „konspirative Wohnung“ eingerichtet war. Dort wurden auf zwei Stativen Kameras montiert, die mit unterschiedlichen Blickwinkeln den öffentlichen Raum filmten. Vermutlich waren dieser Überwachung zahlreiche Menschen ausgesetzt, denn direkt vor dem Haus befindet sich eine Bushaltestelle (Siemensstraße).
Es ist nicht erkennbar, seit wann die Anlage in Betrieb war und auch nicht, wen sie wirklich auf den Schirm kriegen sollte. An die Kameras angeschlossen waren ein Recorder sowie ein Übertragungsgerät mit SIM-Modul (Karte von Vodafone), so dass womöglich eine Live-Verbindung bestand. Am anderen Ende dürften Polizisten gesessen haben. Darauf weisen jedenfalls Inventar-Aufkleber mit der Aufschrift „Polizei Sachsen“ hin.
Erst vor gut zwei Monaten war in der Leipziger Simildenstraße (Connewitz) eine ähnliche, allerdings aus anderer Hardware zusammengesetzte Überwachungsanlage aufgeflogen. Hinter dieser Maßnahme stand ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Dresden. Diese hatte die „längerfristige Observation“ angeordnet, wobei die Kamera gerade erst errichtet und angeblich noch nicht in Betrieb genommen worden war. Der Inhalt des Ermittlungsverfahrens ist unbekannt und offenbar spannend. Es handelt sich nämlich um ein so genannten „gesperrtes Verfahren“, in das seitens Polizei und Staatsanwaltschaft aus Sicherheitsgründen nur ein kleiner Personenkreis eingeweiht ist.
Auf Anfrage von Linken und Grünen im Landtag hatte das sächsische Justizministerium dazu mitgeteilt, dass im Leipziger Stadtgebiet eine weitere Kamera im Einsatz sei. Vermutlich handelt es sich um die inzwischen in Plagwitz entdeckte Überwachungsanlage. Spekulativ ist, ob sie im Zusammenhang mit dem gleichen Ermittlungsverfahren installiert worden ist und womöglich einem ähnlichen Personenkreis galt.
Derzeit ist mindestens eine dritte versteckte Kameraanlage in Leipzig (noch) aktiv. Nach Angaben des Justizministeriums soll sie sich nicht in einem Haus befinden, sondern „mobil“ unterwegs, eventuell also in einem Pkw verbaut sein. Niemand weiß, ob das stimmt. Auffällig ist auch, dass die Polizei nach dem Auffliegen der Connewitzer Kamera zunächst alle Angaben verweigerte. Die Plagwitzer Kamera dagegen weist durch ihre Beschriftung geradezu demonstrativ auf die Polizei hin.
Quelle: Indymedia Linksunten