Für Mittwoch rief unter anderem das offene antifaschistische Treffen Villingen-Schwenningen im Rahmen der lokalen Kampagne „Kein Raum für Rassisten und Faschisten“ zu einem Aufkleberspaziergang in der Nachbar-Kreisstadt Rottweil auf. Es sollten Naziaufkleber entfernt und antifaschistisches Material verklebt werden. Etwa fünfzehn Menschen aus Rottweil und der Region fanden sich zusammen. Pünktlich zu Beginn der Aktion um halb Sieben fuhr die örtliche Polizei mit zwei Streifenwägen und vier bis sechs Kripo-Beamten in Zivil beim Treffpunkt am Schwarzen Tor vor.
Mit der Behauptung, es wäre mit Straftaten zu rechnen, nahmen die Polizisten die Personalien der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf. Ausserdem durchsuchten sie sämtliche anwesenden Personen.
Dabei stellten die Beamten einige Aufkleber sicher, die beschlagnahmt wurden und „nach der Europawahl“ wieder bei der örtlichen Wache abgeholt werden können. Große Augen machten viele Passantinnen und Passanten, auch von ganz offensichtlich Unbeteiligten wurden in einem weitem Umfeld in der Innenstadt Personalien aufgenommen und Taschen durchsucht.
Doch damit nicht genug: Mindestens zwei später wegfahrende Autos von AntifaschistInnen wurden sehr dilletantisch von Zivilautos der Polizei mit Balinger und Rottweiler Kennzeichen verfolgt. Ein Fahrzeug wurde, als die Verfolgung ganz offensichtlich wurde, nochmals von den BeamtInnen kontrolliert.
Müsste man spekulieren, könnte man meinen, es ginge um organisierte Kriminalität, Menschen- und Drogenhandel oder ähnliches, doch die Polizei stellte bei mehrmaligen Nachfragen klar, dass es einzig um Aufkleber und Hilfsmittel, zum Beseitigen von Aufklebern ginge.
Während der Aktion am schwarzen Tor fuhr ein grüner Audi vorbei, besetzt mit einigen Nazis, die Fotos von den NazigegnerInnen und dem Spektakel, das die Polizei mit ihnen veranstaltete, machten.
Trotz alledem liessen es sich einige Antifas es sich nicht nehmen, später noch antifaschistische Aufkleber in Rottweil zu verkleben.
Die Region um Rottweil ist seit Jahren ein ruhiger Rückzugsraum für Faschisten aller Couleur. Saalveranstaltungen der Freien Kräfte, massenhafte Aufkleber der neuen faschistischen „identitären Bewegung“ sowie Demonstrationen und Stammtische der NPD, das alles gibt es in und um Rottweil. Dass die Polizei bei schon bei einer so kleinen antifaschistischen Aktion mit einem solchen Aufgebot ausrückt, zeigt die polizeiliche Prioritätensetzung und spielt den Nazis in die Hände.
Kein Raum für Nazis – weder in Rottweil, noch sonstwo!
Quelle: Indymedia Linksunten