13.05.14 Musiker bei Kontrolle niedergeschlagen und festgenommen (Nürnberg)

Bei einer Kontrolle durch Zivilpolizisten wird ein bekannter Musiker in Nürnberg unvermittelt und grundlos von den kontrollierenden Polizisten zu Boden geschlagen, mit Handschellen gefesselt und auf die nächste Polizeiwache verschleppt. Wie in fast allen Fällen von Polizeigewalt rechtfertigen die Beamten ihr Vorgehen mit dem angeblichen „Widerstand“ des Betroffenen.

Fürth-Festival: Urgestein Rudi Madsius in der Gustavstraße.

Fürth-Festival: Urgestein Rudi Madsius in der Gustavstraße. © Hans-Joachim

 

Madsius, der als Urgestein der hiesigen Blues- und Soulszene bekannt ist, erzählt auf Anfrage der NZ von „einer Unglaublichkeit“. Er radelte am frühen Dienstagabend zu seiner Wohnung in der Südstadt, als zwei junge Männer ihn stoppten. Sie stellten sich als Zivilpolizisten für Personenkontrollen vor.

Madsius zeigte Ausweis, Fahrrad und Rucksack her, wurde aber skeptisch, als die Kontrolleure sein Portemonnaie noch behielten. Darin beförderte er gerade eine hohe Summe Bargeld vom Bankautomaten. Da zweifelte er, ob die Fremden nicht doch Räuber sein könnten, forderte die Rückgabe, streckte die Hand nach dem Geldbeutel aus – und wurde prompt niedergestreckt. „Plötzlich haut der mich mit seinem Kampfgriff um, und ich liege in Handschellen auf dem Aufseßplatz“, entsetzt sich der Musiker.

Obwohl Augenzeugen ihn verteidigt hätten, sei er gefesselt aufs Polizeipräsidium abgeführt und dort mindestens eineinhalb Stunden vernommen worden. Ein Vorgesetzter habe sich indirekt bei ihm entschuldigt und gebeten, nicht die Presse zu informieren – was Madsius auch nicht tat. Der 63-Jährige nennt es nun „Wahnsinn, dass man als unbescholtener Bürger wie ein Schwerverbrecher behandelt werden kann“. Vom Überwältigungsmanöver des Polizisten habe er eine Rippenprellung und Schürfwunden davongetragen. Sein ironisches Fazit: „Man greife nicht ruckartig nach seinem eigenen Geldbeutel.“

Gegendarstellung der Polizei

Ein schlechtes Missverständnis übermotivierter Jungpolizisten? Aus Sicht der zuständigen bayerischen Bereitschaftspolizei in Bamberg leistete Madsius Widerstand, erklärt deren Sprecher Holger Baumbach zur Verteidigung des harten Durchgreifens. „Der Radfahrer griff die Beamten an, zunächst verbal, dann gab es Gerangel.“

In der Wahrnehmung seiner Kollegen sei eine Grenze überschritten worden, so dass eine „kurzfristige Fesselung“ und die Einleitung eines Verfahrens geboten gewesen seien.

Die Routine-Zufallskontrollen der Bereitschaftspolizei-Einheit zielten auf Fahrraddiebstähle und Betäubungsmittelbesitz ab.

Quelle: Nürnberger Nachrichten

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